Mittwoch, 15. August 2007

Die Sinne, unsere Fühler der Welt



Hans Manart; "Die fünf Sinne"




Unsere fünf Sinne ermöglichen uns der Kontakt zur Umgebung. Erst das menschliche Gehirn setzt das Feuerwerk der Neuronen aus Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Gedanken über unsere Sinne machen wir uns in der Regel erst dann, wenn einer ausfällt. So bemerken wir, dass unser Essen nach nichts schmeckt, wenn beispielsweise der Geruchssinn bei einem heftigen Schnupfen versagt.


Fest der Sinne


"Ich geniesse mein Leben mit allen meinen Sinne!" sagt man schnell ohne zu überlegen wie viel Sinne haben wir.



Die Natur hat uns reich mit Sinnen beschenkt.In unserer schnelllebigen Zeit wächst unsere Aufmerksamkeit, das Leben bewusst, ursprünglich und intensiv zu geniessen. Immer mehr Menschen sehnen sich nach Fülle, Freude und reichlich Spass im Leben. Sich mit allen Sinnen Wohlfühlen ist der innige Wunsch.


„Hören“
Wir hören Töne im Aussen, ohne nach Innen zu „hören“. Wir sollten versuchen entdecken unsere ureigensten Töne. Dann könnten wir uns im Rhythmus diesen Töne bewegen, tanzen, und die pure Lebenslust zu fühlen.
"Vielleicht man hört nur mit dem Herz richtig" denke ich im sinne des kleines Prinz.


„Riechen“
Wir riechen seltsame Düfte, riechen uns selbst und die andere Menschen, wir riechen die Blumen und der Wald und die vertraute Düfte machen uns lebendig. In Atem-Übungen werden wir uns der Qualität der Luft, des Sauerstoffs, des Atems ganz neu bewusst, dieser kraftvollen Energiequelle und unserem wichtigsten „Lebensmittel“.

„Schmecken“


Wir sollten ganz neu „schmecken“ lernen, eine ganz neue Art den göttlichen Geschmackssinn wieder zu erwecken, die Geschmackknospen in unserer Mundhölle aufsneue beleben. Die fangen an zu knospen und ein neues Gefühl breitet sich in unserem Körper aus. Wir entdecken die neue „Geschmäcker“ an Nahrungsmitteln, die wir bisher einfach hinuntergeschluckt haben. So lernen wir das Essen wirklich zu geniessen.





"Sie liess daraufhin eines jener dicklichen, ovalen Sandtörtchen holen, die man „Petites Madeleines“ nennt und die aussehen, als habe man dafür die gefächerte Schale einer Jakobs-Muschel benutzt. Gleich darauf führte ich, ohne mir etwas dabei zu denken, doch bedrückt über den trüben Tag und die Aussicht auf ein trauriges Morgen, einen Löffel Tee mit einem aufgeweichten kleinen Stück Madeleine darin an die Lippen..........................Und mit einem Mal war die Erinnerung da. Der Geschmack war der jenes kleinen Stücks einer Madeleine, das mir am Sonntagmorgen in Combray (weil ich an diesem Tag vor dem Hochamt nicht aus dem Hause ging), sobald ich ihr in ihrem Zimmer guten Morgen sagte, meine Tante Leonie anbot, nachdem sie es in ihrem schwarzen oder Lindenblütentee getaucht hatte." Auf der suche..." M. Proust

Riechen und Schmecken sind auch die sinne unsere Seele genannt.

Ein Hauch von Urlaub für den Alltag

Das Riechen und auch das Schmecken sind Sinne, die unsere Seele weit mehr im Griff haben als den meisten bewusst ist. Versuche haben gezeigt, dass unser Gehirn Gerüche bereits registriert, bevor wir sie überhaupt benennen können. Durch seine direkte Nervenleitung ins limbische System des Gehirns wecken Düfte auch nach Jahren noch emotionale Erinnerungen. Dann entstehen bildhafte Reisen in die Vergangenheit, ausgelöst durch Geruchseindrücke. Wehren können wir uns nicht dagegen, wenn die Nase Filme dreht. Das wissen auch die Hersteller von Parfüms. So wollen Duftforscher die Gerüche ganzer Urlaubsregionen einfangen, um sie im Labor in Duftkomponenten für Parfüms zu zerlegen. Bei den Kunden soll der Duft von Toskana oder Provence zu beglückenden Urlaubsgefühlen im tristen Alltag verhelfen - und den Absatz steigern.

„Sehen“


"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
"Der kleine Prinz"; Antoine de Saint-Exupéry

Wir sollten mit dem Herz „sehen“ und in die Welt „blicken“ lernen, mehr neugierig „gucken“, „blicken“, „mit den Augen zwinkern“, und vielleicht manche Dinge ganz neu „wahrnehmen“. Vielleicht machen wir dann die wunderbare Entdeckung wie viel wunderschöne Dinge es in uns selber zu „beobachten“ gibt. Dort sind die wirklich wichtigen Dinge zu „sehen“ und zu „erblicken“, dort liegt das „Glücklich sein“ bereit, wenn wir es sehen wollen und kennen.


"Tast Sinn"
Lernen wir mit unserem grössten Sinnesorgan „Haut“ ganz neu die Temperatur Unterscheide, der Wind, das Regen, die Sonne, die Berührungen zu fühlen. Mit unseren Füssen können wir unsere Festigkeit auf der Erde Wahrnehmen, die Veränderungen auf dem Boden merken und unsere gute Halt im Leben fühlen.




"Der Schmerzsinn"

Der Schmerz lauert überall in unserem Körper. Er benihmmt sich wie ein nicht eingeladener Gast der zum "Fest der Sinne" kamm. Wir fühlen seinen Dasein und möchten im loss werden aber der Schmerz hat viele Gesichter. Er versteckt sich, verschwindet und kommt wieder mit einer neue Maske der Traurigkeit. Wir empfinden im als brennen, bohren, stechen, wir können beschreiben wie er sich anfühlt, aber diese unangeneme Empfindung können wir nicht mit jemandem teilen. Der Schmerz ist unsere Meinhaftigkeit, ihm nehmen wir nicht distanziert wahr wie die Düfte riechen, die Töne hören, oder das Essen schmecken.

Wann ich meinen Schmerz denke die Geschichte "Der Kleine Prinz" kommt mir immer in den Sinn."Als ich sechs Jahre alt war, sah ich einmal in einem Buch über den Urwald, das »Erlebte Geschichten« hiess, ein prächtiges Bild. Es stellte eine Riesenschlange dar, wie sie ein Wildtier verschlang. Hier ist eine Kopie der Zeichnung.





In dem Buche hiess es: »Die Boas verschlingen ihre Beute als Ganzes, ohne sie zu zerbeissen. Daraufhin können sie sich nicht mehr rühren und schlafen sechs Monate, um zu verdauen. «



"Der sechste Sinn"

Die Eigenwahrnehmung, unser verborgter sechster Sinn ist für uns der wichtigster Sinn der wir haben und auch unsere Meinhaftigkeit. Verborgen und tief in unserem Körper versteckt, der sechster Sinn braucht keinen Vermittler aus der Aussenwelt um sich bemerkbar zu machen. Nehmen wir diesen Sinn wahr und lernen wir mit ihm um zu gehen.
Ich bin mein Körper, nicht ich habe den Körper
Ich bewege mich mit dem Körper, nicht ich bewege meinen Körper
Ich bin kräftig, nicht ich habe die Kraft.

Synästhesie
Als Phänomen ist die Synästhesie (griechisch für gleichzeitige Wahrnehmung) schon seit Jahrhunderten bekannt. Franz Liszt etwa, der deutsche Komponist und Dirigent, forderte 1842 sein Orchester in Weimar auf: "Dieser Ton ist dunkelviolett, meine Herren, und nicht so rosa, glauben Sie mir!" Doch erst jetzt beginnen Forscher, die rätselhafte Sinnesvermischung zu verstehen, So belegen gleich zwei neue Studien, dass Synästhesie tatsächlich ein Phänomen der Wahrnehmung ist - und nicht etwa, wie auch kolportiert, Illusion oder reine Gedächtnisleistung.
Man schätzt, dass sich bei jedem 2000. Menschen die Sinne überschneiden: Sie riechen, wenn sie etwas ansehen, oder sie hören, wenn sie eigentlich sehen ("Farbenhören"). Das Wort Synästhesie ist abgeleitet von den altgriechischen Wörtern syn und aisthesis, laut Duden die "Miterregung eines Sinnesorgans bei Reizung eines anderen". Synästhesie ist ein zusätzlicher Kanal der Wahrnehmung. Manche Synästhetiker können Buchstaben fühlen, andere können Töne in bunten Farben sehen. Die meisten sehen Texte und Zahlen in Farbe. Manchen erscheint die zusätzliche Information wie auf einem Bildschirm vor Augen, bei anderen findet sie im Kopf statt. Besonders aufschlussreich ist der Fall des russischen Komponisten Alexandr Skrjabin, der schon um die Jahrhundertwende versuchte, seine synästhetischen Erfahrungen dem Publikum zu vermitteln. Seine Symphonie "Prométhée" enthält eine Partitur für ein so genanntes Lichtklavier, das Töne in Farben und Formen übersetzen sollte.
Mit heutiger Technik können wir auf dem Bildschirm des Computers die Musik hören und die Töne auch in der Farbe wahrnehmen.

Die Farbenhörer


Töne sehen, Geschmack spüren - Forscher sind den Geheimnissen der Synästesie auf der Spur
von Nik Walter, Juni 2001, SonntagsZeitung
ZÜRICH
Susanne P. lebt in einer bunten Welt. Die Zahl 2 ist für die 30-Jährige rot, die 3 grün, die 7 hellblau und die 0 durchsichtig, "wie Glas". Auch Musikstücke, vor allem klassische, erscheinen ihr als eine Art Farbenteppich, der von links nach rechts durch den Raum fliesst. Und sogar Düfte nimmt die Germanistikstudentin als farbige Formen wahr - Rosenduft etwa als rosarote Wellen.Was sich für aussen Stehende wie die Beschreibung eines LSD-Trips anhört, empfindet Susi P. als "völlig normal". Zumindest tat sie dies bis vor etwa einem Jahr. Damals erfuhr die "Farbenhörerin", dass sie eine spezielle Fähigkeit besitzt, die sie von den meisten anderen Menschen unterscheidet: Bei ihr vermischen sich verschiedene Sinne zu einer Art mehrkanaliger Wahrnehmung - sie ist eine so genannte Synästhetin.
Zu diesem Schluss kommen Forscher auf Grund verschiedener Tests, bei denen Synästheten besser (oder schlechter) abschnitten als "Normalos". So legten Ed Hubbard und Vilayanur Ramachandran von der University of California in San Diego Testpersonen ein Muster aus Fünfen und Zweien vor. Die Aufgabe:Die Getesteten mussten ein Dreieck aus Zweien finden, das in den Fünfen versteckt war. Normal Wahrnehmende brauchten dazu mehrere Sekunden, Synästheten hingegen lösten die Aufgabe im Nu - das magische Dreieck sprang ihnen farbig in die Augen.



Die meisten "normal wahrnehmenden" Menschen brauchen einige Zeit, um in der linken Abbildung die im Dreieck angeordneten Zweien zu entdecken. Für Synästheten, die - wie rechts gezeigt - eine Zwei in einer Farbe, eine Fünf hingegen in einer anderen sehen, ist diese Aufgabe ein Kinderspiel.

Das Gehirn und die Synästesie

Das Phänomen Synästhesie ist nicht auf die farbige Wahrnehmung von Töne, Zahlen oder Buchstaben beschränkt. Theoretisch sind alle Kombinationen der fünf Sinne denkbar: sehen, hören, riechen, schmecken, tasten. So können manche Synästheten einen Ton riechen, andere einen Geschmack spüren und wieder andere etwas Gesehenes schmecken.

Das Gehirn bildet die Aussenwelt nicht einfach ab, wie das ein Fotoapparat oder ein Tonbandgerät tut. Es interpretiert die Signale von aussen und setzt daraus eine ganz persönliche Welt zusammen. Aus den Signalen der Aussenwelt wird also eine Innenwelt geschaffen, und sehr oft haben beide Dinge nur wenig miteinander zu tun. Unsere Nervenzellen erschaffen nicht nur ein Abbild, sondern bewerten es auch. So kann das Bild einer roten Rose unwillkürlich den Duft der Blume in uns aufsteigen lassen, vielleicht auch die zärtliche Erinnerung an eine grosse Liebe. All das geschieht, ohne dass davon etwas in unser Bewusstsein dringt. Der amerikanische Neurophysiologe Benjamin Liebet fand heraus, dass das Bewusstsein etwa eine halbe Sekunde hinter den Aktivitäten des Gehirns hinterherhinkt. Wenn unser Bewusstsein glaubt, eine Entscheidung zu fällen, hat unser Gehirn schon längst alle Informationen der Aussenwelt analysiert, bewertet und sich zurechtgelegt, was es mit diesen Informationen anfangen will. All das, was wir davon nicht merken sollen, wird vom Gehirn herausgefiltert.

Ich stelle mir vor ich wäre eine Synästhetin.
In meinem Gehirn findet " Die grosse Galla Vorstellung" statt. Ich schliesse die Augen um bei diesem Spiel dabei sein zu können. Hinter meinen Gedanken schmecke, rieche, sehe und höre ich meinen Leben laufen.
Das Leben, mein Dasein gleicht einem einzigen Bewegungrauschen, der voll fremdartiger Lautgleichzeitigkeiten, aromatischen Farbdissonanzvermischungen und Blitzlichtern ist. Mein Leben, mein ganzes Dasein ist wie eine immer wieder verändernde Sternennacht. Wo ich verweile entstehen in mir die Bedeutungen, meistens durch ein intensives himmelblaues, ein dem Glückenlichen Gefühl. Das sind die Momenten der Stille, das nicht egsistierende Jezt in dem ewigen Fluss der Zeit. Ich nenne diese Aufhalten Wichtigkeitsnarben, Empfindungsanker und drum herum an ihnen angebrachte Erinnerungen, nenne ich mein gelebtes Leben.
An den Wendepunkten in der anderen Richtung des Bewegtwerden höre ich meine Schritte. Die rauschen wie das Meer. Ich laufe dem Meer entlang, das Rauschen meiner Schritte ist eine Sinfonie des Meeres. Ich rieche meine Schritte, die sind das Duft des Lavendelfeldes und die sind auch blau wie die Lavendelblume.
Die intensiven Gefühle wie Glück, Angst und Schmerz keimen in mir auf. Ich fühle sie als Dissonanzen mit Farben und empfinde sie gleichzeitig wie Bewegungsüberlappungen. Dan plötzlich vermischen sich meine Gefühle und ich schmecke meine Bewegungen wie aromatischen Thymian, Salbei und Basilikum Gewürzmischungen, wie bittere Orangen oder wie süsse Wein, und diese klingende und flackernde Gerüche und Aromen in mir, die begleiten mich simultan durch mein Leben. "Die grosse Galla Vorstellung" ist die Synästhesie meines Lebens, sie ist für mich die emotionale Gleichzeitigkeit, ein strahlende Komet in der Sternennacht meines Daseins.